Vegan: Lebensstil statt Ernährungsform
„Vegan“ beschreibt weniger nur eine Ernährungsform, als vielmehr einen gesamten Lebensstil: Zur Maxime wird der gesamte Verzicht auf tierische Produkte erklärt. Dabei wird also nicht nur auf Fleisch verzichtet, sondern auch auf Fisch sowie Milch und folglich alle Milchprodukte. Doch damit nicht genug: In Süßigkeiten befindet sich oft Gelatine auf tierischer Basis, Äpfel werden mit Tierfetten gewachst und selbst bei Haarbüsten ist bei weitem nicht jedes Produkt vegan. Wer sich tiefergehend mit dieser Thematik auseinandersetzt, wird schnell feststellen, dass sich tierische Bestandteile in sehr vielen Waren des täglichen Bedarfs finden. Allerdings: Aufgrund der Tatsache, dass die Zahl der Veganer wächst, etablieren sich auch zunehmend Alternativen. Für fast jedes Produkt existieren heute Alternativen; der vegane Rasierpinsel ist ebenso im Fachhandel erhältlich wie der vegane Pfannkuchen – ganz ohne Milch und Eier. Dass tierische Produkte auch für Kleidung nicht genutzt werden dürfen, wie das bei Wolle und Leder der Fall wäre, erklärt sich von selbst.
Gründe für den Fleischverzicht
Wer derart konsequent auf den Einsatz sämtlicher tierischer Produkte verzichtet, begründet dies meist mit einer ethisch-moralischen Motivation. Während sich bei einigen Lebensmitteln über gesundheitliche Fragen noch streiten ließe, würde eigentlich nichts gegen das Tragen einer Leder-Handtasche sprechen – außer die Bedingungen der Massentierhaltung. Letztere sind seit Jahren bekannt und selbst hierzulande äußerst prekär; insbesondere Lederwaren werden aber im Ausland unter noch weitaus schlechteren Bedingungen hergestellt. Doch selbst dann, wenn das Wohl der Tiere nicht im Vordergrund steht, sprechen durchaus einige Gründe gegen die Massentierhaltung: Um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen wird die zehnfache Energiemenge an Getreide benötigt. Auch die vielerorts bereits kostbare Ressource Wasser wird im großen Stil wird die Tierhaltung genutzt – und findet über die Exkremente wieder den Weg in die Böden. Die Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre tun ihr Übriges, um das Vertrauen beim Verbraucher vollends zu zerstören. In Gebieten mit einer hohen Dichte industrieller Tierhaltung leidet die Qualität des Grundwassers ganz erheblich. Ebenso wird insbesondere beim bezüglich des Konsums von Milchprodukten der Vorwurf laut, dass es unnatürlich sein, die Milch fremder Arten zu trinken. Einige Befürworter einer fleischlosen Ernährung halten den Menschen ohnehin von Natur aus für einen Vegetarier. Weiterhin können auch religiöse Grunde die Ursache für den veganen Lebensstil sein: Einige buddhistische oder hinduistische Strömungen lehnen die Nutzung von Tierprodukten ab.
Vegetarische Ernährung: Gesund oder nicht?
Doch wie gesund ist diese Lebensweise nun? Vegetarier leben tatsächlich relativ gesund, wenn der Durchschnittsbürger zum Maßstab genommen wird. Durch den Verzicht auf Fleisch werden meist auch weniger Fette zu sich genommen, die Ernährung fällt zudem insgesamt bewusster und ausgewogener aus, als das beim Durchschnittsbürger der Fall ist. Wer einen solchen Aufwand für die Gestaltung seines Speiseplans betreibt, wird weniger häufig ungesunde Nahrungsmittel zu sich nehmen – auch hoch verarbeitete Lebensmittel stehen meist nicht auf dem Speiseplan. Unbestritten ist zudem natürlich, dass ein sehr hoher Fleischkonsum negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat und auch die Entstehung von Darmkrebs begünstigt. Etwas anders fällt die Betrachtung bei Veganern aus. Außer Soja existieren kaum pflanzliche Lebensmittel mit nennenswertem Eiweißgehalt. Außerdem sind einige Nährstoffe und Fette vor allem in Fleisch vorhanden, was Vegetarier durch den Verzehr von Fisch kompensieren können. Spurenelemente wie Zink finden sich zwar auch in Hülsenfrüchten, die Menge ist aber sehr gering. Anders gesagt: Veganer gehen das Risiko ein, dass sie sich entweder sehr einseitig ernähren, oder aber an einer Mangelernährung leiden. Heranwachsende sollten wegen des erhöhten Proteinbedarfs gänzlich auf eine vegane Ernährung verzichten.