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Große Gefahr im Kleinen – Mikroplastik

Als in den 50er Jahren die Massenproduktion von Kunststoffen begann, spielte das Thema Entsorgung kaum eine Rolle. Das rächt sich heute: Plastikmüll ist eines der größten Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts. Jedes Jahr enden rund 10 Millionen Tonnen Kunststoff in den Weltmeeren – mit verheerenden Konsequenzen für das maritime Ökosystem. In riesigen Müllstrudeln treiben die Plastikabfälle wie Teppiche auf dem Meerwasser.

Große Gefahr im Kleinen – Mikroplastik

Einige Kunststoffe sind so widerstandsfähig, dass es mehrere hundert Jahre dauert, bis sie komplett zersetzt sind. Während des Zerfalls entstehen mikroskopisch kleine Plastikpartikel mit weniger als fünf Millimetern Durchmesser. Zusätzlich werden viele Kosmetikartikel wie Peelings oder Shampoos mit winzigen Kunststoffteilchen angereichert und landen über das Abwasser im Meer. Diese als Mikroplastik bezeichneten Partikel stellen eine besondere Bedrohung für die Umwelt dar. Nehmen Fische, Seevögel oder Meeressäuger zu viel davon auf, verhungern sie mit vollem Magen. Auch für uns Menschen ist Mikroplastik eine Gefahr: Über die Meerestiere gelangt es in unsere Nahrung und mit ihm die toxischen Schadstoffe, die im Plastik enthalten sind oder sich daran binden.

 

Umweltbelastung durch Plastiktüten

bag with plastic bottles and containers

Der wichtigste Rohstoff für die Produktion der meisten Kunststofftüten ist fossiles Rohöl – eine der wertvollsten und umkämpftesten Ressource unsere Erde. Dennoch werden in Europa weniger als 10 Prozent der Plastiktüten recycelt. Die weitaus größere Menge wird ins nichteuropäische Ausland exportiert, landet dort auf Mülldeponien oder endet im Meer. Einwegtaschen aus Kunststoff verschwenden nicht nur eine abnehmende Ressource, sie beschleunigen auch den Klimawandel. Jedes Jahr verursachen die Herstellung und der Transport von Plastiktüten eine geschätzte Emission von 31 Millionen Tonnen des gefährlichen Treibhausgases Kohlendioxid.

 

Die umweltschonendste Lösung wäre, den Konsum von Kunststofftaschen konsequent zu reduzieren. Ein ehrgeiziges Ziel, denn weltweit liegt der jährliche Verbrauch bei einer Billion. Zusammengenäht würden diese Tüten ein Band ergeben, mit dem sich die Erde am Äquator 10000 Mal umwickeln ließe. In Deutschland verbraucht laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung jeder Einwohner 29 Plastiktüten im Jahr. Das sind weniger als in den Jahren zuvor – und trotzdem noch 4500 Tüten pro Minute!

 

Politik in der Verantwortung

 

Plastik ist so weit verbreitet, dass ohne politisches Eingreifen, ein ökologischer Umgang mit diesem Material nicht zu erreichen ist. In der Europäischen Union ist Deutschland der größte Pro-Kopf-Produzent von Verpackungsmüll. Dennoch ziehen sich die Politiker hierzulande gern aus der Verantwortung, wenn es darum geht, die Plastikflut einzudämmen. Dabei gäbe es viele Möglichkeiten: verbesserte Recyclingstandards, Verbote von unnötigen Einwegprodukten und das Etablieren eines Mehrweg- und Pfandsystems. Oft ist das Recyceln von Kunststoffen schwierig, weil sie mit anderen Materialien fest verbunden sind. Eine gesetzliche Regulierung solcher Verbundstoffe würde das Wiederverwerten von Plastik vereinfachen. Zu bezweifeln ist allerdings, dass Biokunststoffe aus kompostierbaren Materialien das Müllproblem verringern. Da nicht vorgeschrieben ist, in welchem Zeitraum sie abgebaut sein müssen, können sie ähnlich lange in der Umwelt verweilen, wie herkömmliches Plastik.

 

Die EU-Kommission hat im Januar 2018 eine Strategie zur Vermeidung von Kunststoffmüll vorgelegt. Diese sieht vor, dass zukünftig alle Plastikverpackungen recyclingfähig sind und weniger Einwegkunststoff auf den Markt kommt. Daneben soll die Verwendung von industriell hergestelltem Mikroplastik beschränkt werden. Noch ist die Strategie ein Plan und kein Gesetz. Inwieweit sie umgesetzt wird, hängt wohl davon ab, ob tatsächlich der Schutz der Umwelt im Vordergrund steht oder wirtschaftliche Interessen siegen.

 

Viel Zeit zum Handeln bleibt nicht. Die Plastikmüllberge in den Ozeanen haben jetzt schon katastrophale Ausmaße angenommen. Bald sind die fatalen Folgen für die Meere, für uns Menschen und das gesamte Ökosystem der Erde nicht mehr abwendbar.

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